Standpunkt / 12.09.2014
Den Kraftwerkspark an die Zukunft anpassen
Ein Gespräch mit Georg Menzen, Leiter des Referats „Energieforschung Projektförderung“ im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und Dirk Goldschmidt, Vorsitzender der Programmleitung der AG Turbo, über die Forschung an effizienten Turbomaschinen.

KraftwerkForschung.info: Welche Ziele verfolgt das Bundeswirtschaftsministerium mit der Kraftwerksforschung?
Menzen: Wir brauchen auch in Zukunft eine sichere, bezahlbare und umweltfreundliche Energieversorgung in Deutschland. Dabei gilt es, die ambitionierten Ziele der Energiewende zu erfüllen, sprich, die Effizienz und den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien zu steigern, dabei die Klimaschutzziele einzuhalten und gleichzeitig die Nutzung der Kernenergie zu beenden.
Diese von der Bundesregierung beabsichtigte Energiewende bedeutet einen grundlegenden Umbau unserer Versorgungsstrukturen und ist international ohne Vorbild. Deutsche Firmen der Kraftwerkstechnik sind auf vielen Exportmärkten Technologieführer. Um diesen Technologiestand zu erhalten bzw. weiter auszubauen, fördert die Bundesregierung als einen Schwerpunkt der Energieforschung die Entwicklung von Kraftwerkstechnologien. Ziel der Maßnahmen ist, innovative Technologien aus diesem Bereich sowohl für den heimischen Markt als auch den Export weiter zu entwickeln.
KraftwerkForschung.info: Vor welchen Herausforderungen steht die AG Turbo angesichts der Energiewende?
Goldschmidt: Bis mindestens zur Mitte dieses Jahrhunderts werden Turbomaschinen eine tragende Säule unserer Stromversorgung sein. Sie tragen dazu bei, die Netze zu stabilisieren. Eine veränderte Versorgungsstruktur mit einem steigenden Beitrag erneuerbarer Energien bedeutet zwangsläufig, dass Turbomaschinen entsprechend weiterentwickelt werden müssen.
KraftwerkForschung.info: Worin genau besteht die Verbindung zu den erneuerbaren Energien?
Menzen: Die Bundesregierung hat in ihrem Energiekonzept als Ziele festgeschrieben, bis 2050 den Primärenergiebedarf zu halbieren und den Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien auf 80 Prozent zu erhöhen. Die Integration des erneuerbaren Stroms ins Netz ist schwierig. Wegen der schwankenden Einspeisung steigen nicht nur die Anforderungen an das Netz, sondern auch an die konventionellen Kraftwerke. Sie müssen deutlich flexibler werden, um die Schwankungen im Netz auszugleichen. Daher brauchen wir auch in Zukunft möglichst effiziente konventionelle Kraftwerke auf Basis von Gas und Kohle. Nur so wird sich die Versorgungssicherheit auch auf Dauer garantieren lassen.
Goldschmidt: Ich möchte für die technische Seite noch etwas hinzufügen. Diese Lastschwankungen im Netz entstehen insbesondere, wenn große Motoren mit hohen induktiven Anteilen, also Blindleistung, anfahren. Turbomaschinen mit ihrem hohen Gewicht im Rotor sind ideal geeignet, solche Schwankungen auszugleichen. Wir müssen die rotierenden Massen im Netz halten.
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