Aktuell / 18.09.2015

CO2-Wäsche am BoA-Block des Kraftwerks Niederaußem

Forscherteam zieht Halbzeitbilanz bei dritter Projektphase

Mitarbeiter des BMWi, des Projektträgers Jülich und der RWE Power AG vor der Pilotanlage zur CO2-Wäsche. (Quelle: Kraftwerkforschung.info)

Am Braunkohlenblock mit optimierter Anlagentechnik, kurz BoA, in Bergheim-Niederaußem bei Köln entwickelt und erforscht RWE zusammen mit Partnern verschiedene Forschungsprojekte zur optimierten Rauchgasentschwefelung und zur CO2-Wäsche des Rauchgases. Die Projekte sind Teil des am Kraftwerksstandort angesiedelten Innovationszentrums Kohle.

 

Vor Ort informierte Dr. Peter Moser, Leiter der Abteilung Emissionsminderung im Bereich Forschung und Entwicklung der RWE Power AG, Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) über den aktuellen Stand:

„Im Jahr 2014 haben wir die dritte Phase des Forschungsprojektes zur CO2-Wäsche gestartet. Wir konzentrieren uns dabei auf die Erprobung von zwei optimierten CO2-Waschmitteln und deren Langzeittests. Darüber hinaus legen wir den Fokus auf den Einsatz von Online-Messtechnik, um die Emissionen und die Waschmittelverluste weiter zu minimieren, sowie auf Untersuchungen zu Bildung und Einfluss von Aerosolen in CO2-Wäschen.“ Moser weiter: „Jetzt zur Halbzeitbilanz der dritten Phase sind wir mit den Ergebnissen zufrieden. Insgesamt blicken wir bei dem Projekt, aus dem wir wertvolle Erfahrung schöpfen, bisher auf insgesamt 26.000 Stunden Probebetrieb mit der neuen Abtrenntechnik zurück.“

Um optimale Bedingungen für die neuen Waschmittel zu erforschen, wird der Einfluss verschiedener Parameter wie beispielsweise Druck, Temperatur und Waschmittelmenge untersucht. Ziel ist es, möglichst wenig Energie für die Abtrennung des CO2 aus dem Rauchgas aufzuwenden. Auch der Einfluss vorgeschalteter Kraftwerksprozesse, wie z. B. die Rauchgasentschwefelung und der Elektrofilter, sind Gegenstand der Untersuchungen.

Braunkohlentrocknung und Entschwefelung

Der Block verfügt über je eine Hochdruck- und Mitteldruckturbine sowie drei Niederdruckturbinen (Quelle: kraftwerkforschung.info)

 

Der Block K des Kraftwerks Niederaußem ist mit optimierter Anlagentechnik ausgerüstet. Er zählt zusammen mit seinen Nachfolgern BoA 2&3 im benachbarten Neurath in Grevenbroich zu den modernsten und flexibelsten Braunkohlenblöcken weltweit. BoA1 verfügt über eine elektrische Leistung von 1.000 Megawatt, der Wirkungsgrad liegt bei 43 Prozent und seine Stromproduktion reicht im Normalbetrieb aus, den Bedarf der Stadt Köln zu decken.

 

Eine zusätzliche Wirkungsgradsteigerung wird durch den Einsatz gemahlener Trockenbraunkohle erreicht. Dafür wird die Rohbraunkohle gemahlen und sieht anschließend ähnlich aus wie Kaffeepulver. Mithilfe von Wärme aus dem Kraftwerk gelingt es dabei, den Feuchtegehalt der Kohle von ursprünglich 50 auf 12 Prozent zu senken. Diese Technik wurde im Innovationszentrum Niederaußem bis zur kommerziellen Reife entwickelt.

Am Ende der Braunkohlentrocknung weist die Kohle noch einen Feuchtegehalt von 12 Prozent auf. (Quelle: Kraftwerkforschung.info)

Für die Rauchgasentschwefelung haben die Forscher im Innovationszentrum Kohle eine REAplus Versuchsanlage installiert. Durch sie kann der Schwefel aus dem Rauchgas effizienter abgeschieden werden.


Seit 2009 ist das Kraftwerk mit einer Pilotanlage zur CO2-Wäsche ausgestattet, die dem Rauchgas das CO2 im Anschluss an die Verbrennung entzieht. Ziel ist, einen Abscheidegrad von rund 90 Prozent zu erreichen und dabei weniger als zehn Prozentpunkte beim Wirkungsgrad einzubüßen. Die Anlage gewinnt jeden Tag 7,2 Tonnen CO2 aus einem Teilstrom des Rauchgases.

Aktuell geförderte Projekte: