Aktuell / 10.10.2016
Überschüssigen Strom zur biologischen Methanisierung nutzen
Stromüberschüsse lassen sich nutzen, um Wasserstoff mittels Elektrolyse zu erzeugen. Einen Teil dieses Wasserstoffs kann direkt dem Erdgas beigemischt und ins Erdgasnetz eingespeist werden. Der dann noch übrig bleibende Rest lässt sich für eine nachgeschaltete Methanisierung verwenden. Im Test hat ein neu entwickeltes biologisches Verfahren vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Das System ist für kleine, dezentrale Anlagen geeignet und zeichnet sich durch einen geringen Energiebedarf aus.
Das Stromnetz der Zukunft benötigt großtechnische Speicher. Damit sollen die zeitweise nicht benötigten großen Strommengen aus Wind- und Photovoltaikanlagen für den späteren Bedarf gespeichert werden. Eine technische Option dafür sind Power-to-Gas Anlagen. Mithilfe des Überschussstroms erzeugen sie Wasserstoff. Der kann bis zu einer Höchstkonzentration dem Erdgas beigemischt werden. Der auf diesem Weg nicht absetzbare Wasserstoff kann dann methanisiert werden. Dabei wird dem Wasserstoff noch CO2 – zum Beispiel aus dem Abgas von konventionellen Kraftwerken – beigemischt. In einem chemischen oder biologischen Verfahren entsteht so synthetisches Methan. Das lässt sich ohne Mengenbegrenzung ins Gasnetz einspeisen und es ersetzt dort natürliches Erdgas.
Im Forschungsprojekt BioRePow entwickelten Wissenschaftler des Gastechnologischen Institutes gGmbH aus dem sächsischen Freiberg in Zusammenarbeit mit Partnern ein biologisches Methanisierungsverfahren auf Basis eines fermentativen Ansatzes. Dafür entwickelten die sächsischen Forscher einen neuartigen Rohrreaktor, der ohne stromintensive Komponenten wie Umwälzung, Rührwerke und Gasabtrennung auskommt. Dies erhöht die Energieeffizienz des neuen Verfahrens. Im Rohrreaktor findet die Methanisierung durch einmaliges Durchleiten von CO2 und H2 statt. Das Verfahren ist besonders für kleine und dezentrale Anlagen geeignet, kann aber auch beliebig skalliert werden.
Den Rohrreaktor dauerhaft betreiben
Die Anlage in Freiberg fällt in die Kategorie der Ex-situ-Konzepte. Dabei wird der Wasserstoff gemeinsam mit dem CO2 in einem separaten Reaktor fermentativ umgewandelt. Würde hingegen der Wasserstoff in einen bestehenden Biogasreaktor eingespeist, spräche man von einem In-situ-Konzept. Zwei Faktoren sind entscheidend für die Qualität der Methanbildung: Die Lebensbedingungen für die Mikroorganismen, wie Nährstoffzufuhr und Temperatur, müssen optimal sein. Die Gaslöslichkeit ist der zweite Aspekt. Das Forschungsprojekt widmet sich daher der Art der Gaseinbringung und der daraus resultierenden höheren biologischen Verfügbarkeit mit Priorität.
Die Freiberger Wissenschaftler untersuchten auf dem Teststand den Einfluss grundlegender Parameter wie Temperatur, Druck sowie Zusammensetzung und Volumenstrom des Feedgases. Die Ergebnisse flossen in ein mathematisches Modell ein. Mit den dort ermittelten, optimierten Parameter passten die Forscher das Gaseinbringungssystem im Hinblick auf hohe Umsatzraten und Methangehalte an. Die Verweilzeit von H2 und CO2 im Rohrreaktor beträgt nur rund drei Sekunden und es ließ sich in der ersten Projektphase bereits eine Umsatzrate von über 80 Prozent erreichen. Die Umsatzrate sagt aus, welcher Anteil der Ursprungsgase (H2 und CO2) tatsächlich in Methan umgewandelt wurde. Der Rohrreaktor wird dabei kontinuierlich betrieben. Ein wiederholtes Durchleiten der Ausgangsgase durch den Rektor, die sogenannte Rezirkulation, ist nicht erforderlich. Die Reaktion verläuft exotherm und es kommen thermophile Mischkulturen zum Einsatz.
Projektbeteiligte
Neben dem Gastechnologischen Institut arbeiten das Fraunhofer –Institut UMSICHT sowie das Engler-Bunte-Institut aus Karlsruhe am neuen Reaktor mit. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat das Projekt innerhalb des Programms der Industriellen Gemeinschaftsforschung (AiF) gefördert. Es ist Teil des Programms „Entwicklung innovativer hocheffizienter Technologien zur Aufbereitung von Biogas/Biomethan über die komplette Wertschöpfungs- und Verwertungskette (inTeBi)“.
Aktuell geförderte Projekte:
Belastungsabhängige Inspektionsintervalle ermitteln
Hochtemperaturwerkstoffe für über 700 °C Dampftemperatur
Braunkohletrocknung
Post Combustion Capture
Abtrennverfahren und Speicherung
Oxyfuel
Wasserstoff-Gasturbinen
Kohlevergasung mit CO2-Abtrennung (IGCC)
Mikro-Gasturbinen
Höhere Temperaturen in Turbinen
Schadstoffärmere Verbrennung in Turbinen
Mehr Druck und weniger Strömungsverluste in Turbinen
CO2-Kompressoren
Internationale Zusammenarbeit
Vergleich der Kraftwerkssysteme
Effizientere Generatoren durch Nanoteilchen
Mit Druckluft Strom speichern
Hochtemperatur-Wärmespeicher für flexible GuD-Kraftwerke
Mehr Flexibilität für emissionsarme Kohlekraftwerke
Hybridkraftwerke
Projektleitung
DBI - Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg
09599 Freiberg
Web: www.dbi-gti.de
Mail: infodbi-gti.de
Projektpartner
Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT
46047 Oberhausen
Engler Bunte Institut (EBI) - Bereich Chemische Energieträger am Karlsruher Institut für Technologie
76131 Karlsruhe
Förderung
Das Projekt trägt das Förderkennzeichen Nr 22 LBG der Forschungsvereinigung DVGW – Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs e. V. und wurde über die AIF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung gefördert.